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Müll in Indonesien: Warum liegt so viel Müll auf Bali und Lombok?

Ursachen, Fakten & Hintergründe über Tourismus, Müllentsorgung, Meeresströmungen & Lösungsansätze

Inhaltsverzeichnis

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Bali gilt als das Paradies schlechthin. Ein Ort zum Durchatmen, Auftanken, Loslassen. Doch wer genauer hinsieht, findet überall Plastikflaschen, Zahnbürsten, Flip-Flops – Müll soweit das Auge reicht. Viele sagen sofort: „Der ganze Tourismus ist schuld!“ Aber die Wahrheit ist komplexer. Denn ein großer Teil des Müll auf Bali und Lombok kommt gar nicht aus Indonesien. Sondern: aus der ganzen Welt, mit Hilfe eines stillen Mitspielers, den kaum jemand auf dem Schirm hat: den Meeresströmungen. In diesem Blogartikel möchte ich dir erklären, warum so viel Müll auf Bali liegt und warum es kaum aufzuhalten ist.

Die globalen Meeresströmungen

Müll Bali und Lombok

Unsere Ozeane sind in ständiger Bewegung. Riesige Meeresströmungen durchziehen die Weltmeere wie ein unsichtbares Fließband. Sie transportieren warmes und kaltes Wasser – aber eben auch: Müll. Plastik, das in Indien in einen Fluss geworfen wurde. Verpackungen, die in Afrika im Meer landen. Oder Industrieschrott, der irgendwo in Südostasien über Bord geht. Die sogenannten ozeanischen Gyres – das sind riesige Strömungskreisläufe – ziehen über Jahre hinweg Plastik durch den Indischen Ozean. Einer dieser Kreise, der Indische Ozean-Gyre, befördert alles, was ins Meer gelangt, ostwärts. Und dabei landet ein großer Teil früher oder später an den Küsten Indonesiens. Dazu kommt die sogenannte Indonesian Throughflow – eine besondere Meeresströmung, die Wasser (und Müll) aus dem Pazifik in den Indischen Ozean leitet. Eine Art „Nadelöhr“ zwischen den Inseln. Was dort durchfließt, bleibt oft hängen – in den Mangroven, an den Riffen, am Strand. Besonders in der Regenzeit wird das ganze Ausmaß sichtbar: Wenn starke Monsunwinde auf die Küste treffen, bringen sie nicht nur Regen mit, sondern auch Tonnen von angeschwemmtem Müll – Tag für Tag. Da Bali und Lombok strategisch ungünstig liegen, wird hier eben oft angespült, was woanders ins Wasser geworfen wurde.

Was passiert mit dem Müll vor Ort?

Kurze Antwort: Nicht viel.

 

In vielen Gegenden von Bali & Lombok gibt’s bis heute keine funktionierende Müllabfuhr. In manchen Dörfern wird Müll gesammelt, auf Haufen geworfen, vielleicht einmal im Monat abgeholt – wenn überhaupt. Was tun die Leute also? Sie verbrennen ihn – offen im Garten, am Straßenrand oder auf leeren Grundstücken. beim offenen Verbrennen (vor allem von Plastik!) entstehen hochgiftige Dämpfe – inklusive Dioxinen und anderen Stoffen, die echt niemand einatmen sollte. Oder man wirft den Müll in den Fluss. Der Müll wird aus den Flüssen direkt ins Meer gespült. Von dort geht’s – ratet mal – wieder zurück an den Strand. Ein Teufelskreis. 

Der Tourismus ist Teil des Problems

Die Tourismusbranche macht rund 70–80 % der regionalen Wirtschaftsleistung aus. Doch Touristen verursachen pro Person und Tag etwa 3,5-mal mehr Müll als Einheimische. Der Abfall durch Besucher:innen entspricht etwa 13 % des gesamten Müllvolumens auf Bali. 

 

Denn der typische Urlaubsmüll sieht ungefähr so aus:

 

  • Plastikstrohhalme in jedem Drink (weil’s halt „schöner“ aussieht).
  • Zwei, drei Wasserflaschen am Tag (weil Leitungswasser tabu ist).
  • Take-away-Verpackungen, jeden Tag aufs Neue.
  • Sonnencremetuben, Flipflops, Tauchmasken, Chipsverpackungen, Flugzeugsnacks, Shampoopäckchen, …

 

Die Liste ist lang. Und sie wird mit jedem Strandtag länger.

 

Obwohl es seit 2019 auf Bali ein offizielles Verbot von Einwegplastik gibt – also z. B. Plastiktüten, Styropor und Strohhalme – sieht die Realität anders aus. Das Gesetz war gut gemeint (und auch gut angenommen in bestimmten Bereichen), aber die Umsetzung ist lückenhaft. Viele kleine Warungs, Märkte und selbst Supermärkte nutzen weiterhin Einwegplastik – schlichtweg, weil es günstiger ist, es keine Alternativen gibt, oder schlicht niemand kontrolliert, ob sich jemand ans Gesetz hält. Und mit dem Tourismus, steigt auch die Nachfrage nach diesem Wegwerfartikeln. 

 

Auf Lombok ist die Situation sogar noch schwieriger. Die Insel hat zwar ähnliche Herausforderungen, aber weniger Regulierungen, weniger politische Aufmerksamkeit und deutlich weniger Infrastruktur für Alternativen. 

Müllentwicklung vs. Tourismuswachstum

Tourismus & Müll Diagramm

Schau dir dieses Diagramm an: Da sieht man auf den ersten Blick, wie die Anzahl der Touristen auf Bali seit 2005 förmlich explodiert ist – von knapp 1,6 Millionen auf über 6 Millionen jährlich, mit einem krassen Einbruch während der Pandemie, den wir ja alle noch gut in Erinnerung haben. Parallel dazu wächst auch die Müllmenge pro Tag, und zwar nicht gerade langsam, sondern ziemlich rasant. Das ist kein Zufall! Denn mehr Besucher bedeuten mehr Ressourcenverbrauch, mehr Verpackungen, mehr Essen auf den Tellern – und leider eben auch mehr Abfall, der oft nicht richtig entsorgt wird. Obwohl die Insel wunderschön ist, sieht man die Schattenseiten deutlich: Das Müllproblem ist ein ernstes Thema, das wir nicht ignorieren können.

 

Weitere Zahlen & Fakten:

 

  • Insgesamt generiert Bali rund 1,6 Millionen Tonnen Müll pro Jahr, davon etwa 19–20 % Plastik – das entspricht ca. 300.000 Tonnen pro Jahr 

  • 33.000 Tonnen Plastik gelangen jährlich aus Bali über Zuflüsse ins Meer – das sind etwa 11 % des Plastikaufkommens

  • Die Insel erzeugt täglich etwa 3.800 Tonnen Müll, davon 20 % Plastik; rund 40 % werden unsachgemäß entsorgt, verbrannt oder landen in Flüssen und Küsten

  • Bali ist nach China der zweitgrößte Verursacher von Meeresplastik weltweit – mit jährlich 0,48–1,29 Millionen Tonnen in indonesischem Gesamtmaßstab

 

Quellen

🔗 Touristenzahlen 2024

🔗 Touristenzahlen 2024 – 2025

🔗 Abfallaufkommen täglich

🔗 Abfallaufkommen jährlich

🔗 Müllproduktion Touristen

🔗 Müllzuflüsse durchs Meer

6 Tipps für bewusstes und nachhaltiges Reisen

Klimalösungen & Engagement vor Ort

Politische & institutionelle Maßnahmen

  • Seit 2019 gelten Verbote für Einwegplastiktüten, Strohhalme & Styropor auf Bali (wie schon gesagt, wird dieses Gesetz aber nicht richtig eingehalten).

  • Die Global Tourism Plastics Initiative (UN-geleitet) engagiert 167 Hotels auf Bali mit über 26.000 Zimmern für Plastikreduktion bis 2025 🔗 balihotelsassociation.com.

  • Vorschläge für eine Touristenabgabe ($10) zur Finanzierung von Müllinfrastruktur werden diskutiert.

Aktive NGOs & Aufklärungsinitiativen

Was du tun kannst

  • Bring deine eigene Trinkflasche mit – und füll sie nach (Viele Hotels, bieten gefiltertes Wasser an).

  • Sag freundlich „nein danke“ zu Plastiktüten & Strohhalmen.

  • Unterstütze lokale Eco-Projekte (z. B. Beach Cleanups, Upcycling-Workshops).

  • Sprich drüber – auf Reisen, im Blog, in deinem Umfeld.
    Denn: Müll ist kein Bali-Problem. Sondern ein globales.

 

Die Verantwortung einfach den Einheimischen zuzuschieben, greift zu kurz. Denn unser Konsum reist mit. Aber vielleicht beginnt Veränderung genau da: bei uns, beim Hinschauen, beim Fragenstellen. Was denkst du – wie könnten wir als Reisende wirklich einen Unterschied machen?

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